Das weiße Haus war der Anfang und das Ende. Als ich in dem weißen Haus von meiner Mutter in mein Leben geschubst wurde lag bereits ein anderes, schrecklich trauriges Leben hinter mir. Wie bei den meisten Geburten war es ein Kampf zwischen dem Kind, mir, und der Mutter. Die Mutter zerrte mich und hatte dabei in der anderen Hand noch die Plastiktüte mit der Maske. Ich versuchte irgendwo Halt zu finden und griff nach einem Fenstersims. Doch Mutter bekam meine rechte Hand zu packen und zerrte mich weg. Ich schrie und schämte mich für das schreien und hoffte doch, dass jemand die Tür aufmachen würde und fragen würde oder mir einen Fluchtweg öffnen würde. Aber es ging keine Tür auf. Vielleicht war auch einfach niemand zu hause. Ich fragte ob ich nicht weglaufen dürfe und ich versprach niemals wieder zu kommen. Aber Mutter ließ sich nicht darauf ein und fragte mich, wo ich denn hin wolle. Ich hatte keine Antwort, da ich nicht wußte was es gab in dieser schrecklichen Welt. Die Mutter schimpfte und ich war verzweifelt und schließlich kamen wir oben an. Ich weigerte mich hinein zu gehen, doch dann spielte Mutter ihren letzten Trumpf: Sie drohte damit, dass sie Papa dazu bringen würde mich immer nur noch zu ärgern und niemals auf meiner Seite zu sein. Ich wußte das sie das könnte und alle Wut fiel in mir zusammen und nichts blieb davon übrig. Nur Traurigkeit. Dann gingen wir rein und die Frau sagte, dass der Mann nicht kommen würde. Er würde nicht kommen! Der Mann dem ich nun an diesem Tag übergeben werden sollte, war nicht erschienen und würde auch nicht mehr kommen! Meine Mutter wollte es nicht glauben aber die Frau rief ihn an und er sagte es meiner Mutter am Telefon, jedenfalls sagte meine Mutter nach dem Telefonat, dass nun eben ein anderer gefunden werden müsse. Dann sprach die Frau meine Mutter an. Sie sagte alles: Daß ein kleines Kind etwas wunderbares wäre, weil es die Mutter liebt. Dass sie selbst niemals ein Kind haben würde, das dort stehen würde und die Mutter immer noch liebt nach allem was die Mutter dem Kind antut. Dass der Liebhaber meiner Mutter, mit dem sie weggehen wollte, letztlich meine Mutter hätte zum Schweigen bringen müssen, wenn sie es denn bereut hätte und der Tag wäre gekommen. Denn der Liebhaber hätte sie nicht geliebt – der hätte niemanden geliebt und ob meine Mutter etwa glauben würde, dass er sie wegen ihrer wunderschönen Augen lieben würde. Meine Mutter ging traurig mit mir nach hause und mein Leben von heute begann.
Es ist immer noch alles zu viel. Zu viel Traurigkeit. Zu viel Schwermut. Zu viel zu viel zu viel.