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Meine Mutter. Das Werkzeug ihres Vaters, der sie mit seinen Stärkeversprechungen in seiner Gewalt hatte.

Nach Großvaters Mißbrauch

Meine Mutter fing dann an, nach einem Käufer für mich zu suchen und ich wurde mehrfach anderen an mir interessierten Männern vorgeführt. Ich mußte dann “testweise” willfähriges Opfer sein. Meine Mutter hatte Kontakt zu einer Frau aufgenommen, die über entsprechende Kontakte verfügte – heute weiß ich, dass es eine Prostituierte war – und mindestens zwei interessierte Käufer fand. Das zog sich insgsamt über ein halbes bis ein Jahr hin aber meine Mutter war nicht von ihrem Plan abzubringen.

Ich hatte mich zuerst ein wenig von den Torturen mit meinem Großvater erholt und nahm das ganze nicht so ernst. Aber irgendwann, als meine Mutter dann einmal auch noch eine Maske an mir ausprobierte, mit der man anderen den Atem nehmen kann, überkam mich wieder die Panik, die dann über mehrere Wochen immer schlimmer wurde. Die Maske hatte einer bestellt, der mich dann kaufen wollte und meine Mutter sollte die bei der Übergabe mitbringen.

Sie brachte mich dann auch zum Übergabepunkt aber der Käufer kam nicht. Und als meine Mutter dann zu der Prostitutierten, die den Kontakt eingefädelt hatte sagte, dass sie dann einen neuen Käufer suchen müsse, sagte diese meiner Mutter, dass sie sich mal das kleine Kind ansehen soll und erklärte ihr wie dumm sie war. Das hat meine Mutter irgendwie da runter gebracht.

Irgenwie war dann wirklich (fast) alles um, wir gingen wieder nach hause. Meine Mutter meinte: “Jetzt haben wir Dich schon so weit durchgebracht, jetzt schaffen wir das weitere auch noch.” Ich weiß bis heute nicht genau wie sie das meinte. Ich vermute, sie war so sehr von meiner Schwäche überzeugt oder sie wußte einfach, dass sie da jetzt gegen ihren Vater sich durchlavieren müsse oder beides.

Sie fragte mich dann noch und wurde dabei ganz Ernst: “Jetzt ist es ja wirklich alles um und ich will ja jetzt auch für Dich da sein, aber jetzt kannst Du es mir ja sagen. Sagst Du mir die Wahrheit?” Ich versprach es. Sie fragte mich dann wieder, was denn an dem Tag geschehen wäre, ab dem Großpapa mich nicht mehr hätte sehen wollen und ich war verblüfft und verärgert, dass das jetzte wieder losging. Ich sagte: “Was habt Ihr bloß immer mit dem Tag, ich habe es Euch doch tausendmal erzählt und das ist einfach die Wahrheit.” Sie sah mich groß an, Schweigen, nickte dann in sich herein und ging weg.

Ich habe dann alles vergessen. Alles, alles, alles.

Das Ende meiner Eltern

Meine Mutter wurde dann schizophren als ich 14 war. Mit inneren Stimmen, wahnsinnigen Anfällen, Verfolgungswahn. Das volle Programm. Einmal ging sie mit dem Küchenmesser auf mich los. Ein anderes Mal, als ich sie immer wieder ansprach und sie nicht reagierte, starrte sie mich plötzlich an und sagte: “Eberhard?!” (Ihr Bruder, mein Onkel, den ich nicht kennen lernte und von dem ich denke, dass er die gleiche Rolle für meinen Großvater spielte wie ich.)

Meine Mutter erhängte sich dann später selbst, lange nachdem ich zu hause ausgezogen war.

Mein Vater hatte dann einige Liebschaften und wurde dann über die Jahre immer panischer und wollte um sich daraus zu befreien unbedingt wieder jemanden heiraten. Er konnte nur noch schwer einschlafen und nahm daher Medikamente. Uns Kindern hat er nicht viel davon erzählt. Er war dann ein paar Tage bei seinem Bruder, meinen Onkel und meinte irgendwann, dass es ihm jetzt wieder besser gehe. Er fuhr dann wieder nach hause, ging abends noch auf einen geselligen Abend (Club) und erhängte sich dann später an der gleichen Stelle (im Schuppen) an der es auch meine Mutter getan hatte.

Verkauft werden

Das weiße Haus war der Anfang und das Ende. Als ich in dem weißen Haus von meiner Mutter in mein Leben geschubst wurde lag bereits ein anderes, schrecklich trauriges Leben hinter mir. Wie bei den meisten Geburten war es ein Kampf zwischen dem Kind, mir, und der Mutter. Die Mutter zerrte mich und hatte dabei in der anderen Hand noch die Plastiktüte mit der Maske. Ich versuchte irgendwo Halt zu finden und griff nach einem Fenstersims. Doch Mutter bekam meine rechte Hand zu packen und zerrte mich weg. Ich schrie und schämte mich für das schreien und hoffte doch, dass jemand die Tür aufmachen würde und fragen würde oder mir einen Fluchtweg öffnen würde. Aber es ging keine Tür auf. Vielleicht war auch einfach niemand zu hause. Ich fragte ob ich nicht weglaufen dürfe und ich versprach niemals wieder zu kommen. Aber Mutter ließ sich nicht darauf ein und fragte mich, wo ich denn hin wolle. Ich hatte keine Antwort, da ich nicht wußte was es gab in dieser schrecklichen Welt. Die Mutter schimpfte und ich war verzweifelt und schließlich kamen wir oben an. Ich weigerte mich hinein zu gehen, doch dann spielte Mutter ihren letzten Trumpf: Sie drohte damit, dass sie Papa dazu bringen würde mich immer nur noch zu ärgern und niemals auf meiner Seite zu sein. Ich wußte das sie das könnte und alle Wut fiel in mir zusammen und nichts blieb davon übrig. Nur Traurigkeit. Dann gingen wir rein und die Frau sagte, dass der Mann nicht kommen würde. Er würde nicht kommen! Der Mann dem ich nun an diesem Tag übergeben werden sollte, war nicht erschienen und würde auch nicht mehr kommen! Meine Mutter wollte es nicht glauben aber die Frau rief ihn an und er sagte es meiner Mutter am Telefon, jedenfalls sagte meine Mutter nach dem Telefonat, dass nun eben ein anderer gefunden werden müsse. Dann sprach die Frau meine Mutter an. Sie sagte alles: Daß ein kleines Kind etwas wunderbares wäre, weil es die Mutter liebt. Dass sie selbst niemals ein Kind haben würde, das dort stehen würde und die Mutter immer noch liebt nach allem was die Mutter dem Kind antut. Dass der Liebhaber meiner Mutter, mit dem sie weggehen wollte, letztlich meine Mutter hätte zum Schweigen bringen müssen, wenn sie es denn bereut hätte und der Tag wäre gekommen. Denn der Liebhaber hätte sie nicht geliebt – der hätte niemanden geliebt und ob meine Mutter etwa glauben würde, dass er sie wegen ihrer wunderschönen Augen lieben würde. Meine Mutter ging traurig mit mir nach hause und mein Leben von heute begann.

Es ist immer noch alles zu viel. Zu viel Traurigkeit. Zu viel Schwermut. Zu viel zu viel zu viel.